Tiergestützte Gemeinde: Hunde im Weiten Raum

von links nach rechts: Kalle, Holly, Birka, Sirius, Rhina, Sixty

Hunde und Gottesdienst sind bei uns kein Widerspruch. Wir arbeiten seit Beginn unseres Gründungsprojektes Weiter Raum Marburg tiergestützt.

RHINA, Kathys mittlerweile acht-jährige Pudeldame hat eine Therapiehundeausbildung durchlaufen und arbeitet an Kathys Seite als Trosthund bei Trauerfeiern und in der tiergestützten Psychotherapie. Im Weiten Raum hat sie mit großer Hingabe den Begrüßungsdienst übernommen und sie sorgt mit feiner Aufmerksamkeit dafür, dass alle gut angekommen und auch diejenigen, die vielleicht zu spät kommen, gut integriert werden. Sie nimmt auf vielerlei Weise Kontakt auf: sie schaut Menschen tief in die Augen, sie lässt sich streicheln, sie setzt sich an die Seite und drückt ihren Rücken ans Bein. So baut sie Nähe auf und freut sich, wenn diese erwidert wird.

Dann bekam Rhina Unterstützung von ihrer Schwester BIRKA. Birka ist ebenfalls eine erfahrene Therapiehündin. Sie ist hellwach darin wahrzunehmen, wie es einem anderen geht. Sie schenkt gerne Zuwendung und zeigt mit ihrer Lebendigkeit, was ihr Spaß und Freude macht.

Neu hinzugekommen sind in den letzten Monaten KALLE, HOLLY und SIRIUS.

Wenn du Angst vor Hunden hast, sprich uns gerne an, dann achten wir gut darauf, dass du dich auch bei uns wohlfühlen kannst! Wer uns kennenlernen möchte, kann uns per Mail kontaktieren!

EINE GESCHICHTE VOM SUCHEN UND FINDEN

(Waldweihnacht 2022, Sylvia Ritter)

Eine der aufregendsten Geschichten meiner vielen Jahre mit Hunden erlebte ich mit Bilbo. Zu Besuch bei unserer Tochter in Berlin, hatten mein Mann u. ich uns in eine Ferienwohnung in Potsdam einquartiert. Noch am Ankunftstag gingen wir zu Fuß in den nahegelegenen Wald. Wunderschön, doch am nächsten Tag wollten wir den Wald von einer anderen Seite erkunden und fuhren zu einem Wanderparkplatz. Wir gingen los und bald ließen wir unsere Hunde von der Leine. Ich dachte im Moment des Ableinens von Bilbo noch „ Ob das wohl richtig ist, ihn hier los zu lassen“. Bilbo war der jagdinteressierteste Hund, den ich je hatte. Ein Irish Setter Red and White, turboschnell dazu. Und natürlich, dreimal hin und her gespurtet, schon hatte er Wildwitterung und weg war er. „Selbst Schuld“, ich ahnte es doch. So blieben wir stehen und warteten auf ihn. Bei solchen (zum Glück seltenen) Situationen, war er bisher nach spätestens 5 min. wieder da, die sich aber viel länger anfühlten. Nun, wir warteten – aber er kam nicht. Nach einer Stunde hatte ich ein Gefühl im Bauch, was unbeschreiblich war. Die pure Angst um den Hund. Fremdes Gelände, Straßen in der Ferne, mein Katastrophengehirn war in Wallung: „Was tun?“

Wir riefen die Polizei an, um uns zu erkundigen, ob es einen Unfall gegeben hatte oder ein Hund auf der Straße gesichtet worden war. Das war nicht der Fall. Wir ließen ein Kleidungsstück von uns liegen (falls er an diesen Ort zurück käme), machten uns auf den Weg zum Auto. War er vielleicht zum Auto zurückgelaufen? Nein. Inzwischen ziemlich fertig mit den Nerven, beschlossen wir uns in der Ferienwohnung aufzuwärmen u. einen Plan zu machen.

Besorgt u. mit eiskalten Fingern schloss ich die Tür der Ferienwohnung auf – und wer kam mir auf dem Flur fröhlich wedelnd entgegen? Bilbo. Neben dem unendlich großen Stein, der mir vom Herzen fiel, fragte ich mich gleichzeitig, ob ich im falschen Film war. Wie kommt der denn hierher u. hier rein? Hatte ich bis eben geträumt? Mir alles nur eingebildet?

Um die Ecke kam plötzlich der Vermieter der Ferienwohnung u. sagte:“ Ihr Hund stand vor einer Stunde vor der Tür und hat gebellt“. „Ich dachte, Sie hätten ihn vielleicht vergessen mitzunehmen u. da habe ich ihn reingelassen“. Dieser tolle Hund hatte sich an eine fremde Ferienwohnung erinnert. Was war vorher gewesen? Er hatte gar keine lange Zeit im Wald verbracht. Bei einem Glas Wein besprachen mein Mann und ich das mögliche Geschehen.
Bilbo hatte eine Ausbildung zum Mantrailer, bei der er gelernt hat menschliche Spuren zu verfolgen. Wir stellten uns vor, wie er im fremden Wald die Orientierung verlor u. durch seine Geschwindigkeit bald auf unsere Spuren vom Vortag stieß. Die ja dann zurück zur Ferienwohnung führten. Irgendwie waren wir auch stolz auf ihn.

Mich berührt der positive Ausgang der Geschichte. Zuvor gab es tiefe Verzweiflung bei uns Menschen und vielleicht auch beim Hund. Deshalb finde ich, dass die Geschichte zu Weihnachten passt. Fragen werden bei mir angeregt, wie: Welchen Spuren folge ich? Was sind meine Anhaltspunkte? Die Weisen aus dem Morgenland, die Hirten vom Feld – auch sie haben etwas gesucht und gefunden.